Wie würde der Nahe Osten ohne die «blutigen Grenzen» aussehen, die die Kolonialmächte Grossbritannien und Frankreich gezogen haben? Eine imaginäre Karte eines Amerikaners gibt Antwort.
Die Wurzel allen Übels im Nahen Osten? Sie liegt im Westen – genauer gesagt in Paris und London: Hier haben die Herren Mark Sykes und Francois Georges-Picot im Jahr 1915 Grenzen gezogen, die heute noch gültig sind – und in der Regel sind sie auch der Grund für blutige Konflikte zwischen den Nachbarn.
Stellt sich die Frage: Wussten die Diplomaten nicht, dass ihre Linien auf der Karte, die das Osmanische Reich filetieren, für Hass und Tod sorgen würden? Die Antwort: Natürlich wussten sie das – und sie haben das sogar in ihr Kalkül miteinbezogen.
Insbesondere Frankreich setzte bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts auf eine Politik, die Minderheiten gegen andere Ethnien oder Religionen ausspielt. Im Libanon werden die Christen zu Paris’ Statthalter, in Syrien sind es die Alewiten, aus deren Sippe auch der Assad-Clan stammt.
In der Arabischen Revolte haben sich zwar mehrere Stämme gegen die Osmanische Herrschaft aufgelehnt, und auch die Kurden kämpfen unermüdlich gegen die Hohe Pforte, doch die versprochene Autonomie oder Unabhängigkeit erhielten diese Völker nach dem Ersten Weltkrieg nicht. Das eigentlich geheime Sykes-Picot-Abkommen wird 1917 bekannt, weil die Sowjets es nach der Oktoberrevolution veröffentlichen.
Die damalige Grenzziehung hat in den letzten 103 Jahren für zahllose Tote gesorgt. Die Bürgerkriege im Libanon in den 90ern und in Syrien seit 2011 sind darin ebenso begründet wie der Erste Golfkrieg zwischen dem Irak und dem Iran oder der aktuelle Konflikt zwischen dem Jemen und Saudi-Arabien.
Und selbst der Zweite Golfkrieg, der Saddam Hussein Macht und in der Folge das Leben kostete, hat etwas mit dem Sykes-Picot-Abkommen zu tun. Der irakische Diktator hatte seine Invasion in Kuwait nämlich damit begründet, dass das Scheichtum eigentlich nicht eigenständig sei.
Der historische Hintergrund: Das Deutsche Reich hatte Großbritannien mit dem Bau der Baghdad-Bahn ins Schwitzen gebracht. Diese sollte am Persischen Golf an einer deutschen Kohlestation enden, was London um die Sicherheit seines Seeweges nach Indien bangen ließ.
Die Kolonialmacht warb also kurzerhand um die Gunst eines lokalen Scheichs: Im Gegenzug für dessen Zusage, nicht mit den Deutschen zu kooperieren, wurde ihm 1899 die Unabhängigkeit versprochen – und in diesem Fall auch gewährt. Das wollte Saddam Hussein 1990 rückgängig machen, doch das machte ihn selbst zu einer Fußnote der Geschichtsbücher.
Wie widersinnig die heutigen Karten vom Nahen Osten sind, hat am plastischsten ein Amerikaner im Jahr 2006 aufgezeigt. Der Auslöser für den Artikel «Blutgrenzen», der vor 13 Jahren im «Armed Forces Journal» erschienen ist, war ein Kommentar in der «New York Times», in dem sich der Autor Robin Wright eine Neuaufteilung des Nahen Ostens ausdenkt – für den Fall, dass die Rivalitäten in Ländern wie Libyen, Syrien oder dem Jemen in Kämpfe ausarten könnten.
Lieutnant Colonel Ralph Peters machte es wie die «New York Times», doch er tat es konsequenter: Seine Karte des Nahen Ostens schließt Kaukasus und Vorderindien mit ein und teilt den Nahen Osten relativ konsequent so ein, dass Ethnien und Religionen einheitlich sind.
Peters’ Karte schlug ein: Bei weitem habe kein Artikel mehr Anklang gefunden als dieser, so das «Armed Forceds Journal». Kein Wunder – wer die Karte sieht, dem kommt der Gedanke: Mein Gott – es könnte alles so einfach sein …
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Die Karten von Belutschistan von vor ungefähr 186 Jahren bis heute und in der Zukunft.
In der Zukunft.???