Samstag, 13. Februar 2016

Minderheitenkonflikte in Pakistan, Vergessenes Belutschistan / Minority conflicts in Pakistan Forgotten Balochistan /درگیری اقلیتی در پاکستان، بلوچستان فراموش شده / پاکستان میں اقلیتی تنازعات / الصراعات أقلية في باكستان نسيت بلوشستان.!

Minderheitenkonflikte in Pakistan

Vergessenes Belutschistan

Seit der kolonialen Grenzziehung in Zentralasien nahm das Schicksal der Belutschen seinen Lauf. Seit Jahrzehnten werden sie vom pakistanischen Staat unterdrückt und drangsaliert – im Schatten der Weltöffentlichkeit. Informationen von Emran Feroz
Nachdem die pakistanische Menschenrechtsaktivistin Sabeen Mehmud im vergangenen Monat mitten in Karatschi ermordet wurde, war das mediale Echo groß. Mehmud war weltbekannt für ihre Arbeit, vor allem in Sachen Frauenrechte und Netzaktivismus. Die Tatsache, dass sich die Aktivistin in den letzten Monaten ihres Lebens speziell mit dem Konflikt in der südwestlichen Provinz Belutschistan beschäftigte, geriet dabei eher in den Hintergrund. Wenige Stunden vor ihrer Ermordung hatte Mahmud gemeinsam mit ihrer Organisation "The Second Floor" eine Diskussion zur Menschenrechtslage in Belutschistan organisiert.
Seit Jahrzehnten ist die Provinz ein Unruheherd. De facto existiert der Belutschistan-Konflikt seit der Entstehung des pakistanischen Staates. Damals wurden die kolonialen Grenzen, die einst mit Gewalt und Willkür gezogen wurden und ganze Völker voneinander getrennt haben, gefestigt.
Eine besondere Rolle spielt hierbei die sogenannte Durand-Linie, benannt nach Mortimer Durand, einem britischen Diplomaten. 1893 zogen die Briten diese unheilbringende Grenze, um ihr Kolonialgebiet vom Herrschaftsgebiet des damaligen afghanischen Emirs, Abdur Rahman Khan, abzutrennen. Da der Emir mit Hilfe der Briten an die Macht kam – er stürzte seinen Vetter in Kabul – unterzeichnete er im Gegenzug bereitwillig den Grenzvertrag.
Das weiterhin bestehende Grenzproblem umfasst nicht nur die Gebiete der Paschtunen, sondern auch der Belutschen. Obwohl der Vertrag von Durand lediglich eine 100-jährige Gültigkeit besitzt und demnach im Jahr 1993 abgelaufen ist, will die pakistanische Regierung nichts davon wissen. Ihre Begründung: Zum damaligen Zeitpunkt gab es noch gar kein Pakistan. Demnach ist auch der Vertrag ungültig. Umso strenger werden jedoch die damals festgelegten Grenzen gesichert.
21.000 Menschen sind verschwunden
Sarg der verstorbenen Frauenrechtsaktivistin Sabeen Mehmud wird nach dem Anschlag im April in Karatschi zu Grabe getragen; Foto: DW/ R. Saeed
Aktivisten im Schussfeld: Die bekannte Frauen- und Menschenrechtlerin Sabeen Mehmud wurde im vergangenen April Opfer eines tödlichen Anschlags in Karatschi. Kurz vor der Tat hatte sie in einem Restaurant eine Diskussionsveranstaltung organisiert, die das gewaltsame Verschwinden von Menschen in Belutschistan thematisierte. Vor allem die Sicherheitskräfte Pakistans stehen bei Menschenrechtlern in der Kritik. Ihnen wird vorgeworfen, verantwortlich für das Verschwinden vieler Menschen aus der Provinz Belutschistan zu sein.
In den letzten Jahrzehnten kam es in Belutschistan zu mehreren großen Aufständen, die allesamt von der Regierung in Islamabad brutal zerschlagen wurden. Obwohl die Region reich an Bodenschätzen ist, gehört die Bevölkerung zu den ärmsten Pakistans. Eine stabile Infrastruktur ist kaum vorhanden, genauso wenig wie Stromzufuhr und sauberes Trinkwasser. Achtundachtzig Prozent der Belutschen leben unterhalb der Armutsgrenze. Während die Bodenschätze ausgebeutet werden, wird anderweitig kaum investiert. Lediglich der Sicherheitssektor boomt.
In den letzten Jahren schossen in der Region Militärgarnisonen regelrecht aus dem Boden, genauso wie zahlreiche Polizeistationen, die sich allein im Jahr 2009 in der Provinz um zweiundsechzig Prozent erhöht hatten. Abgesehen davon agieren paramilitärische Gruppierungen, die im Interesse Islamabads handeln und Jagd auf belutschische Aktivisten und Politiker machen. Berichten zufolge gelten ganze 21.000 Menschen als vermisst.
Und immer wieder tauchen die Leichen einiger Verschwundener auf, meist übersät mit grausamen Folterspuren. Obwohl Islamabad den Mord an Sabeen Mehmud verurteilt und eine Untersuchung angekündigt hat, gehen Beobachter davon aus, dass auch ihre Ermordung auf das Konto von Gruppierungen geht, die der Regierung oder dem pakistanischen Geheimdienst – kurz gesagt, dem sogenannten Establishment -  nahestehen.
Durch dieses Klima der Angst sowie durch die permanente Unterdrückung öffnete sich ein Vakuum für militante Gruppierungen. Mittlerweile greifen immer mehr junge Belutschen zu den Waffen. Friedliche und demokratische Mittel betrachten sie als gescheitert. In den letzten Jahren machten separatistische Gruppen wie die "Balochistan Liberation Army" (BLA) oder die "Baloch Liberation Front" (BLF) mit Bombenattentaten und brutalen Anschlagsserien auf sich aufmerksam. Getötet wurden dabei auch zahlreiche Zivilisten.
Im Gegensatz zu anderen militanten Gruppierungen in Pakistan, etwa den pakistanischen Taliban (TTP), sind die BLF, die BLA und andere Belutschen-Gruppen nicht religiös, sondern nationalistisch und säkular, teils auch marxistisch, eingestellt. Dies könnte auch der Grund dafür sein, warum sie in den westlichen Medien keine Schlagzeilen machen.
Einflussnahme regionaler Akteure
Proteste einer Familie aus der Provinz Belutschistan gegen die Zentralregierung in Islamabad; Foto: DW/ A. Ghani Kakar
21.000 Menschen, unter ihnen Politiker und Aktivisten, gelten in der Region Belutschistan als vermisst. Leichen wurden mehrfach mit Folterspuren aufgefunden. Hier im Bild: Eine Familie während eines "Vermissten-Protests" gegen die pakistanische Regierung.
Regionale Akteure, denen Pakistan ein Dorn im Auge ist, versuchen seit Langem, aus dem Konflikt Profit zu ziehen und ihn zu beeinflussen. In den 1980er Jahren wurden die Belutschen aufgrund der amerikanisch-pakistanischen Zusammenarbeit im Laufe der sowjetischen Besatzung Afghanistans von der UdSSR gefördert. Gegenwärtig gehört Indien, der ewige Erzfeind Pakistans, zu den größten Gönnern einer belutschischen Unabhängigkeit. Der pakistanische Geheimdienst ISI (Inter-Services Intelligence) beschuldigt die indische Regierung schon seit geraumer Zeit, die militanten Belutschen-Gruppen aktiv zu unterstützen und in Trainingslagern auszubilden.
Der gleiche Vorwurf wird auch von der ISI gegen Afghanistan erhoben. Vor allem Ex-Präsident Hamid Karzai soll den Belutschen gegenüber freundlich gesinnt gewesen sein. Abgesehen davon ist es kein Geheimnis, dass Belutschen-Führer in den letzten Jahrzehnten in Kabul immer wieder einen sicheren Unterschlupf fanden. Die historische Verbundenheit Afghanistans, das die Durand-Linie bis heute nicht anerkennt und Belutschistan immer noch als illegal besetztes Land betrachtet, spielt diesbezüglich sicherlich eine große Rolle. Abgesehen davon machen sowohl Indien als auch Afghanistan Pakistan für die meisten Missstände im Land – insbesondere den Terrorismus – verantwortlich und haben starkes Interesse an einer Destabilisierung.
Auch China spielt in Belutschistan eine bedeutende Rolle. Die chinesische Regierung hat es vor allem auf die Ressourcen der Provinz, etwa Gold und Kupfer, abgesehen und sich zahlreiche Ausbeutungsrechte gesichert. Des Weiteren ist die Hafenstadt Gwadar am Arabischen Meer von enormer strategischer Bedeutung und soll für die Energieversorgung Chinas in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Allein in den Bau des Hafens hat Peking rund 200 Millionen Dollar investiert.
Weitere Investitionen in Milliardenhöhe wurden bereits vereinbart. Des Weiteren soll die Errichtung eines chinesischen Marinestützpunktes in Planung sein. Belutschische Politiker und Aktivisten sprechen mittlerweile von einer chinesischen Kolonialisierung, von der nicht die bitterarme Provinz, sondern das pakistanische Establishment profitieren wird. Aufgrund des zunehmenden Einflusses wurden chinesische Firmen in Belutschistan immer wieder zum Ziel von Anschlägen.
Der Unabhängigkeitskampf der Belutschen tobt jedoch auch anderswo. Im Iran, wo rund 1,5 Millionen Belutschen leben, herrscht eine ähnliche Situation. Auch in der dortigen Belutschen-Provinz (Sistan und Belutschistan) haben sich militante Gruppen organisiert, um die Regierung in Teheran zu bekämpfen. Was hinzu kommt, ist die Tatsache, dass der Konflikt im Iran auch sektiererisch aufgeladen ist. Die Belutschen werden nämlich nicht nur als ethnische Minderheit betrachtet, sondern auch als ein Teil der sunnitischen Minderheit, die sich der schiitischen Herrschaft unterwerfen muss.
Unterstützung seitens CIA und Mossad
Goldmine in Belutschistan, Pakistan; Foto: DW/G. Kakar
Kampf um Ressourcen: In dem jahrzehntelangen Konflikt in der Provinz Belutschistan geht es auch um Bodenschätze wie Gold und Kupfer. China spielt hierbei eine zentrale Rolle, indem es die fehlende Infrastruktur des Landes ausbaut und sich gleichzeitig die Rechte zur Ausbeutung der Rohstoffe sichert, stellt Emran Feroz fest.
Auch im Iran wird der Konflikt geopolitisch ausgenutzt. Hier spielen allerdings ganz andere Akteure eine Rolle. So wurde vor einiger Zeit bekannt, dass "Jundallah"eine militant-salafistische Gruppierung, die vorgibt, alle Sunniten im Iran zu repräsentieren und hauptsächlich vom iranischen Belutschistan aus operiert, nicht nur von Saudi-Arabien, sondern auch vom israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad sowie von der CIA unterstützt wurde. Gleichzeitig wird die Gruppierung von den USA als Terrororganisation, die Verbindungen zu Al-Qaida pflegen soll, angeführt.
Diese Erkenntnis hat vor einigen Monaten für Furore gesorgt. Dies lag allerdings vor allem daran, dass einige Journalisten "Jundallah" mit einer gleichnamigen pakistanischen Gruppierung, die dem IS die Treue geschworen haben soll, verwechselten.
Die Rolle Pakistans macht dabei ein weiteres Mal deutlich, wie paradox Geopolitik sein kann. Während man zu Zeiten des Schah-Regimes gemeinsam gegen die Belutschen in Pakistan und im Iran vorging, wurden in den letzten Monate die Vorwürfe lauter, dass Pakistan "Jundallah" in einem gewissen Maße unterstütze, um Teheran vor Probleme zu stellen. Währenddessen verschwinden in Beluschistan und anderswo weiterhin Menschen – oder werden auf offener Straße ermordet wie Sabeen Mehmud.


Dienstag, 2. Februar 2016

Belutschistan, Baluchestan, Balouchistan, Balochistan, Makoran, Mekran.



Belutschistan (Beludschistan, Balutschistan), südöstlichster Teil des Hochlandes von Iran, zwischen 24°50′–30°20′ nördlicher Breite und 61°20′–69°50′ östlicher Länge, im Süden vom Indischen Ozean, im Osten von Britisch-Indien (Punjab und Sindh), im Norden von Afghanistan und im Westen von Persien begrenzt. Die Küste ist wenig gegliedert; von den seltenen Reeden ist die beste die Sonmiani-Bucht und die der Stadt Gwadar. An der Nordostgrenze des noch wenig bekannten Innern verläuft sich die Suleimankette; die östliche Grenze bildet das Khirtargebirge bis zum Meer. Die nördliche Fortsetzung bildet das Takarigebirge, parallel ziehen das Kurkleki- und das Nirwischtgebirge. Das große, von Steilrändern eingefasste Belutschistanplateau erfüllt den ganzen südlichen Teil nördlich der Meeresküste, während im Nordwesten noch zahlreiche, in westöstlicher Richtung verlaufende Ketten (Kuh-i-Sabs, Kuh Suraf, Puscht-i-Kuh) auftreten. Von Persien tritt das Sarhaddplateau weit ins Land mit den Wüsten Sistan und Charan (die Gedrosische Wüste der Alten, in der ein Teil des Heeres Alexanders d. Gr. verschmachtete) an seinem Südabfall und einem großen Sumpfgebiet im Norden, das der Rücken des Kuh Sultan von dem aus Afghanistan herübertretenden Hamunsumpf mit der Salzwüste God-i-Sirreh und einem sich daran schließenden ausgedehnten Wüstenplateau trennt. Belutschistan hat keinen größeren Strom, aber durch die wilden Schluchten stürzen zur Regenzeit reißende Wildwasser. Die östlichen Flüsse werden durch Bewässerungsanlagen über das Land verteilt, durch die Täler des Bolan und Mula führen die bequemsten Pässe nach Indien. Nach Westen zu herrscht Wassermangel.
Das Klima ist auf den Tafelländern im Winter sehr kalt, im Sommer überaus heiß; Kelat hat im Februar -3° bis -13°, im Sommer 9–39°, im äußersten Süden sind die Sommer furchtbar heiß, die Winter kühl und trocken, in den sandigen Wüstenstrichen an der Nordgrenze ist der heiße Wüstenwind Juloh gefürchtet. Von Mineralien kommen vor Gold, Silber, Kupfer, Blei, Cisen, Zinn, Antimon, Schwefel, Alaun, Salz, Salpeter. Die Pflanzenwelt weist wenige Bäume auf. Die Berggipfel sind kahl, auch die Abhänge zeigen selten dichte Waldungen; die Kabulpistazie (Pistacia cabulica) herrscht vor. In den niederen Tälern gedeihen wilde Oliven-, Mandel- und Pfirsichbäume und alle Obstsorten der Mittelmeerländer, in Mekran besonders Dattelpalmen. Hauptackerfrüchte sind Weizen, Gerste, Reis, Mais, Tabak, Baumwolle, vorzüglicher Indigo. Bedeutend ist die Zucht von Pferden, die in Indien gesucht sind, und Schafen. Transporttiere sind Pferde und Kamele. An wilden Tieren kommen vor Leopard, Wolf, Schakal, Tigerkatze, wilde Ziegen, Schafe und Esel, Antilopen, wilde Hunde in Rudeln, Bär und Steinbock.
Das Areal beträgt 366.800 qkm. Es umfasst die unter dem Khan von Kelat stehenden Territorien, die Distrikte Britisch-Belutschistan, Quetta (s. d.) u. Bolan unter britischer Verwaltung, und das Gebiet der unabhängigen Belutschenstämme. Das Gebiet des Khans von Kelat wird eingeteilt in fünf Provinzen: Katschi (Kachh-Gandawa), Sarawan, Dschhalawan, Las (Lus) und Mekran. Die Bevölkerung, (1901) 847.269 Seelen, zerfällt in Belutschen und Brahui. Die Brahui, die herrschende Klasse, sind drawidischer Abkunft, die Belutschen iranischen Ursprunges mit tatarischer Beimischung und sprechen eine dem Neupersischen nahe verwandte Sprache. Von den Hauptstämmen der Belutschen wohnen die Nharui westlich der Wüste sowie bei Neschki und in Seistan, sind schöne, große Menschen, abgehärtet, tapfer, aber auch die wildesten Belutschen. Die dunkleren Rhind und Maghzi sind besonders in Katschi ansässig, wo sie sich nach und nach mit den Jat verschmolzen haben. Die Belutschen sind sehr gastfreundlich. Sie wohnen in Zelten, Lehmhäusern oder Festungen. Die Siedlungen heißen Tuman oder Dorf, die Gemeinden Khail oder Genossenschaft.
Gewöhnliche Kleidung ist ein grobes, meist blaues Hemd und Beinkleider aus Kattun, Kopfbedeckung eine Mütze, bei feierlichen Gelegenheiten ein Turban. Der Anzug der Frauen ähnelt dem der Männer. Waffen sind Flinte, Spieß, Schwert, Dolch und Schild. Als Vergnügungen dienen Jagd, Tanz und Speerspiel. Den nomadisierenden Belutschen ist mongolisches Blut beigemischt; sie gleichen am meisten den Kirgisen.
Die Religion ist der Islam, bestimmend jedoch der Glaube an böse Geister. Die Sprache (das Balutschi) gehört zur iranischen Sprachengruppe; Grammatiken derselben schrieben Mockler (Lond. 1887) und Gladstone (das. 1880, mit Vokabular). Dehwar, d. h. Dorfbewohner, heißen die ackerbauenden Kolonisten persischer Abkunft, die zu Naturalabgaben und Fronen verpflichtet sind. Das staatliche Band zwischen den einzelnen Landschaften ist sehr locker. Das Herrscherrecht des Khans von Kelat über die anderen Khane ist mehr nominell. Er hat 30.000 Pfd. Sterl. Einkommen, dazu bezieht er 5000 Pfd. Sterl. von der englischen Regierung, auch britische Hilfe zur Landespolizei, wogegen England Militärstationen errichten und den Verkehr durch den Bolanpass beaufsichtigen darf. Letzterer mit dem Distrikt Quetta gehört noch dem Khan, steht aber unter einem Agenten des Generalgouverneurs von Indien.

Geschichte

Beluchistan ist das alte Gedrosien. Im 10. Jahrhundert begann die Verbreitung der Belutschen nach Osten. Die indischen Herrscher von Kelat wurden durch Angriffe der Afghanen genötigt, Kumbur, den Häuptling der Belutschen in Pandschgar, zu Hilfe zu rufen. Kumbur kam und vertrieb die einheimische Dynastie (etwa 1500). Seitdem herrschten Belutschen über Kelat, bis Mitte des 16. Jahrhunderts Akbar von Dehli Belutschistan unterwarf. 1738 bemächtigte sich der Assharide Nadir Schah des Landes, überließ aber den Nachkommen Kumburs die Regierung. In der Mitte des 18. Jahrhunderts ganz unabhängig geworden, hob sich das Khanat von Kelat namentlich unter Nasir Khan. Nach seinem Tod (1795) trat jedoch Anarchie ein, so dass sich die Perser allmählich eines großen Gebietes bemächtigen konnten. Bei der Expedition nach Afghanistan (1839) zogen die Engländer durch den Osten von Belutschistan, nahmen Kelat ein, setzten aber 1841 bei ihrem Abzug den rechtmäßigen Herrscher wieder ein. 1854 schloss der Khan von Kelat mit den Engländern einen Vertrag, wonach die indische Regierung zu jeder Zeit Truppen dort aufstellen darf. Andauernde Thronstreitigkeiten nötigten die Engländer zu wiederholten Einmischungen. Der Khan ließ einen britischen politischen Residenten zu. 1872 erkannte der Westen des Landes die Perser als Oberherren an; Quetta besetzten die Engländer, deren Schutzherrschaft der Khan 1876 annahm (s. oben). Der gegenwärtige Khan von Kelat, Mir Mahmud, erhält von der indischen Regierung jährlich 100.000 Rupien; trotzdem ist Belutschistan im wirtschaftlichen Niedergang, dem auch der britische Resident, Oberstleutnant Charles Eduard Yate, nicht abhelfen kann. Am 20. Dez. 1901 kam es im Süden an der persischen Grenze bei Nodiz in Mekran zwischen persischen Räubern und den die Oberherrschaft am Persischen Golf anstrebenden Briten zu einem Gefecht.

Bibliographie

  • »Administration Reports of the Balochistan Agency«
  • Elphinstone: The History of India (Lond. 1867)
  • Floyer: Unexplored Baluchistan (Lond. 1882)
  • Hughes: The Country of Balochistan (Lond. 1877)
  • MacGregor, Charles Metcalfe, Sir: Wanderings in Balochistan (Lond. 1882)
  • Spiegel: Eranische Altertumskunde (Leipz. 1871–1873, 2 Bde.)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909